Warum ist eine Thiaminsubstitution bei vermehrten Alkoholkonsum wichtig?
Bei vermehrten Alkoholkonsum kommt es sehr häufig zu Thiaminmangel und in weiterer Folge zu kognitiven Einschränkungen oder sogar bis zum potentiell tödlichen Wernicke-Korsakoff-Syndrom mit der Gefahr für eine persistierende neuropsychiatrische Symptomatik.
Wer sollte eine Thiaminsubstitution erhalten?
Aufgrund des günstigen Nutzen/Risiko-Profiles ist eine Thiaminsubstitution prinzipiell bei allen Menschen mit vermehrten bzw. abhängigem Alkoholkonsum indiziert.
Wie sollte die Thiaminsubstitution am besten erfolgen?
Bei Menschen mit erhöhtem Alkoholkonsum ohne neurologische Symptomatik dürfte sowohl eine parenterale als auch eine orale Substitution sinnvoll sein (z.B.: Thiamin 100mg 3x/tgl für 7 Tage, dann 100mg 1x/tgl ad infinitum).
Bei Menschen mit einer positiven Alkoholanamnese und neurologischen Auffälligkeiten sollte vor der oben beschriebenen oralen Substitution eine Phase mit höher dosierter parenterale Thiamingabe erfolgen (z.B.: 200-300mg Thiamin i.v. in einer Kurzinfusion 3x/tgl für 5 Tage).
Welche Risiken/Kontraindikationen muss ich bei der Etablierung einer Thiaminsubstitution beachten?
Die einzige relevante, aber äußerst seltene Nebenwirkung (1 pro 1.000.000 Millionen Fälle), ist eine anaphylaktische Reaktion.
Bei langfristiger Thiaminsubstitution muss außerdem beachtet werden, dass falls hierbei ein Vitamin-B-Komplex-Präparat zur Anwendung kommt, potenziell eine Akkumulation von Vitamin-B6 (Pyridoxin) und in weiterer Konsequenz eine periphere Neuropathie entstehen kann. Daher sollte in diesen Fällen eine Verschreibung von reinen Vitamin-B1-Präperaten erfolgen.
Gibt es neben der Behandlung und Prävention des Wernicke-Korsakoff-Syndroms noch eine weitere klinische Anwendung für die Thiaminsubstitution?
Ja, abgesehen von Behandlung und Prävention des potentiell lebensbedrohlichen Wernicke-Korsakoff-Syndroms, weisen Daten darauf hin, dass sich eine Thiaminsubstitution in Menschen mit Alkoholabhängigkeit positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt und das Risiko für die Entwicklung einer Demenz reduzieren kann.